Landwirtschaft
Menschen
Land-
und Viehwirtschaft
Die Bevölkerung Breitenbachs
ernährte sich in den vergangenen Jahrhunderten von der
Landwirtschaft und Waldarbeit und fristete zwar ein geregeltes, aber
doch äußerst karges Dasein. Die Frondienste der Leute von
„Breytinbach“ reichten vom Fronen mit Handdiensten, mit Pferd
oder Ochsen bis hin zu hohen Pflichtabgaben von den knappen Ernten.
In Breitenbach gab es in den
20er Jahren landwirtschaftliche Betriebe, die dem Haupterwerb
dienten. Dazu gehörten die Bauern Krech, Schatt und Peter. Alle
anderen betrieben die Landwirtschaft nur als Nebenerwerb.
Nach dem 2.Weltkrieg wurden
Sollabgaben erhoben.
Alle
Bauern mit über 1 ha Grundbesitz waren zur Abgabe von Soll
verpflichtet (fast jedes Gehöft hat 3-5 ha, also waren fast alle
abgabepflichtig).
Entsprechend der Hektargröße
musste Fleisch, Milch, Getreide, Kartoffeln, Eier, Wolle an Staat
abgeliefert werden. Wenn die Sollabgaben (für geringes Entgeld) noch
nicht erfüllt waren, dann durfte auch kein Schwein geschlachtet
werden. Zur Schlachtung brauchte man
einen Schlachtschein
.
In der Landwirtschaft
wiederholen sich Jahr für Jahr die gleichen Arbeiten. Im
Januar/Februar wird der Mist mit Schlitten auf die Wiesen gebracht.
Dies konnten meist nur die Pferdebauern. Holz wurde gerückt.Im März
wird der Mist auf die Äcker untergeackert. Die Kartoffeln, die im
Mai aufs Feld sollten, werden in Kisten getan oder großflächig
ausgebreitet und zum Keimen an helle Orte gestellt. Das
Sommergetreide wird ausgesät. April bis Mai werden die gekeimten
Kartoffeln in die Erde gelegt. Kartoffeln und Rüben gehackt und
angehäufelt wird im Mai.
Im
Juni ist Beginn der Heumahd. Früher wurden die Mahdschneisen von den
Frauen per Hand mit Rechen auseinander geworfen und gleichmäßig auf
die Wiese verteilt und gewendet. Bei guter Sonneneinstrahlung wurde
das Heu am 3.Tag eingefahren. Mit der Heugabel wurde das Heu auf den
Leiterwagen gegabelt. Es entstand ein stattliches Fuder. Zum Schluss
wurde ein Heubaum gelegt, der das Fuder zusammenhält. Dieser wird an
Vorderseite mit Ketten und an der Rückseite des Wagens mit Heuseil
befestigt. Zu Hause wurde es auf dem Heuboden eingelagert.
Zwischen den Ernten wurde
Waldstreu (Tannennadeln, Laub) geholt. Dies braucht man zum
Einstreuen
fürs Vieh im Stall.
Im August wird das Korn
geschnitten. Früher wurden vom geschnittenen Korn Seile geflochten,
das Getreide zu Garben gebunden und zu Haufen aufgestellt. Beim Korn
(Roggen) bestand ein Haufen aus 9 Garben, beim Hafer aus 5 Garben. Es
wurde erst ein Kreuz gestellt, dann auf jede Ecke noch eine Garbe.
Wenn das Getreide trocken war, fuhr man es ein und bewahrte es bis
November in der Scheune auf.Vor dem 1. Weltkrieg wurde mit
Dreschflegeln gedroschen. Dampfdreschmaschinen kamen seit den 20er
Jahren bis in die 50er Jahre zum Einsatz. 1960 wurden Dreschmaschinen
mit Elektromotor genutzt. Sie wurden von der VdgB (Vereinigung der
gegenseitigen Bauernhilfe) bereitgestellt, die für Breitenbach und
Mittelstille genutzt wurden. Bei kleineren Bauern wurde das Getreide
sofort nach dem Einfahren auf dem Dreschplatz gedroschen. Die
größeren Bauern haben direkt auf ihrem Hof gedroschen. Viele Jahre
war der Dreschmeister Louis Leyh aus Mittelstille, genannt der
„Dresch Louis“. Karl Möller aus Breitenbach war der letzte hier
tätige Dreschmeister. Das Korn wurde zu Hause zum Trocknen
ausgeschüttet. Was von der Pflichtablieferung übrig blieb, wurde
zum kleinen Teil für Brot- und Kuchenbacken in die Mittelstiller
Mühlen zum Mahlen gebracht, der größere Teil wurde ans Vieh
verfüttert. Es musste damit sparsam gewirtschaftet werden, damit es
bis zur nächsten Ernte reichte. Ab Mitte der 60 er Jahre hielten die
Mähdrescher Einzug.
Die abgeernteten
Getreidefelder wurden zunächst flach gegrubbert und im Spätherbst
tief gepflügt.
Hafer und Weizen wurde
geschnitten. Der Hafer musste erst 14 Tage liegen bleiben, damit es
dürre wurde.Im Oktober ging es in die Kartoffelernte. Eine Person
behackte 2 Furchen, die geernteten Kartoffeln wurden sofort nach
Speise- und Futterkartoffeln sortiert. Sie wurden in Säcken auf
Kuhgeschirr nach Hause gefahren und im Keller eingelagert.
Die Kleinbauern halfen sich
gegenseitig, als Kartoffelschleudern in den 50 er Jahren zum Einsatz
kamen und die schwere körperliche Kartoffelernte erleichterte. 1951
gab es viele Kartoffelkäfer. Es wurde ein Kartoffelkäfersuchdienst
organisiert.
Auf den abgeernteten,
gepflügten Kartoffelacker wurde das Winterkorn ausgesät. Bei den
Wildschweinplagen, z.B. 1952 wurde durch Treibjagden
Schadensbegrenzung erzielt. Zur Sicherung der Ernte wurde 1954 ein
Wachdienst eingerichtet. Verantwortlich war der Brandmeister Ero
Kürschner.
Dann war die Futterrübenernte
an der Reihe. Sie wurden in Keller oder in Mieten eingelagert. Nach
dem 2.Weltkrieg wurden zur Eigenversorgung Zuckerrüben angebaut. Aus
diesen wurde nach aufwendigen Verfahren (Bürsten der Knollen,
Pressen in der Obstpresse) Sirup gekocht.
Wenn die Ernte eingebracht
war, mussten auch die bei der Kartoffelernte benutzten Säcke
gewaschen und eventuell gestopft werden.
In den Wintermonaten wurde von
den Waldeigentümern Holz eingeschlagen. Das wertvolle
Holz(Stammholz) wurde verkauft. Der Rest wurde als Brennholz an die
Eigentümer je nach Waldanteil verteilt.
Am 04.04.1960 wurde die LPG
(Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) vom Typ I gegründet.
Sie hieß LPG „Friedlicher Aufbau“. Vorsitzender war Otto Peter.
Es beteiligten sich 14 Bauern. Typ I bedeutete, dass das Ackerland
bis auf 50 ar in die LPG eingebracht und gemeinschaftlich
bewirtschaftete wurden. Die Wiesen bewirtschaftete jeder selbst
weiter. Das Vieh blieb bei jedem zu Hause im eigenen Stall.
1961 stand Breitenbach 138
Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche für die pflanzliche
Produktion zur Verfügung.
Später vereinigten sich
Mittelstille und Breitenbach zur LPG „Stille Grund“. Während der
Getreideernte 1962 wurde je 1 Traktor mit Mähbinder von Ernst
Schatt, von Arthur Krech und von der MTS eingesetzt. Die Ernte war in
5 Tagen eingebracht und jedes LPG Mitglied bekam Getreide
entsprechend der eingebrachten Fläche.
Viele Jahre stand ein
Gemeindebulle bei Armin Peter, bis dieser dann aus Kostengründen
abgeschafft wurde
und die künstliche Besamung
Einzug hielt („Rucksackbulle“).
In den 50er bis in die 60 er
Jahre wurde in Breitenbach erfolgreich Sattelschweinherdbuchtzucht
betrieben. Der Zuchteber stand bei Otto Peter im Stall. Bei
Landwirtschaftsausstellungen in Leipzig-Markkleeberg konnten 1956
und 1958 vordere Plätze belegt werden. Anfang der 70er Jahre hieß
es: „Die Sattelschweine sind zu fett.“ Danach ging der Verkauf
zurück.
1960 wurde eine
Massenkontrolle durchgeführt. Die Schweinställe wurden besichtigt.
Man bemühte sich, die Ferkelsterblichkeit zu reduzieren. Die
Stallräume für Zucht- und Masttiere wurden als „gut“
bezeichnet. Die volle Auslastung der Ställe war erreicht. Die
Zuchtbetriebe sorgen für genügend Auslauf und Weidemöglichkeiten.
Es sind Fallstangen, Ferkelbuchten und Infrarotlampen in den Ställen
sowie eine gute
Be- und Entlüftung vorhanden.
1969 gab es eine rückläufige Tendenz in der Landwirtschaft, da
viele Betriebe
aufhörten.1974 fand die
Trennung in LPG Tier- und Pflanzenproduktion statt:
RAB Rinderaufzuchtbetrieb
„Heinrich Rau“
KAP Kooperative
Abteilung Pflanzenproduktion
Im
Winter wurde fast in jedem Haus geschlachtet und damit die
Ernährungsgrundlage für das ganze Jahr geschaffen. Hier ist beim
Wurstaufhängen Metzger Richard Reumschüssel und Walter Rothamel. Da
es noch keine Gefriertruhen gab, musste alles eingeweckt werden.Bis
zur Wendezeit 1989/90 hatten noch ungefähr 10 Betriebe sich
landwirtschaftlich betätigt. Im Jahre 2008 gibt es noch 2
landwirtschaftliche Betriebe, Holger Krech und Günter Schatt.